Ein Infektionsprofil bei Depressionen und Angststörungen

Einleitung

Lang andauernde Infektionen können eine breite Palette von Symptomen hervorrufen, die häufig von Betroffenen als neurologische oder psychische Beschwerden wahrgenommen werden. Diese Symptome können unter anderem Müdigkeit, Schwierigkeiten bei der Konzentration, Gedächtnisprobleme sowie Depressionen und Panikattacken umfassen. Oftmals werden diese Beschwerden nicht als Folge einer Infektion erkannt, da sie unspezifisch sind oder nicht den typischen Anzeichen der entsprechenden Infektion entsprechen.

Unsere medizinische Praxis, unter der Leitung von Frau Dr. med. Kerstin Grutza ist auf die Untersuchung und Behandlung chronischer Infektionen spezialisiert. Über die Jahre hinweg haben wir analog zur sehr jungen Studienlage festgestellt, dass Infektionen mit bestimmten Erregern Auslöser für Depressionen und andere psychische Symptome sein können. Häufig handelt es sich dabei um eine Kombination mehrerer Infektionen, die erst durch eine umfassende Diagnostik aufgedeckt werden konnten.

Es ist wichtig hervorzuheben, dass die genaue Rolle von Infektionserregern bei der Entstehung von Depressionen noch nicht vollständig verstanden ist. Dennoch gibt es vielversprechende Forschungsergebnisse, die darauf hindeuten, dass bestimmte Erreger wie das Borna-Virus, Borrelien oder Babesien und andere mit Depressionen in Verbindung stehen könnten.

Sollten Sie den Verdacht haben, dass Ihre Beschwerden auf eine Infektion zurückzuführen sind, können wir helfen, diesen Verdacht zu klären. Wenn Sie unter depressiven Symptomen leiden und Selbstmordgedanken haben, ist es dringend ratsam, einen Arzt oder Psychologen aufzusuchen.

WICHTIG: Wir bieten keine psychologische Beratung an. Unsere Aufgabe ist es, Ihre gesundheitlichen Beschwerden aus infektiologischer Perspektive zu untersuchen.

Sie sind betroffen und möchten eine umfangreiche Testung bei uns durchführen lassen?

Häufig gestellte Fragen

  • Das Infektionsprofil dient dazu, mögliche Infektionen zu identifizieren, die mit Depressionen und Angststörungen oder anderen neurologischen Beschwerden in Zusammenhang stehen könnten. Durch die Analyse bestimmter Pathogene kann eine bessere Diagnose und zielgerichtete Behandlung ermöglicht werden.

  • Das Infektionsprofil umfasst die folgenden Pathogene:

    • Bartonella henselae, Bartonella quintana

    • Babesia microti, Babesia divergens

    • Borna Virus

    • Borrelia burgdorferi (sl), Borrelia afzelii, Borrelia garinii

    • Brucella abortus

    • Coxsackie- und Echoviren

    • Cytomegalie-Virus

    • Epstein-Barr-Virus

    • Herpes-simplex Virus 1&2

    • Humanes Herpes Virus 6

    • Toxoplasma gondii

  • Diese Pathogene wurden ausgewählt, weil es Hinweise darauf gibt, dass Infektionen mit diesen Erregern neuropsychiatrische Symptome wie Depressionen und Angststörungen hervorrufen oder verstärken können. Chronische Infektionen können das Immunsystem und das zentrale Nervensystem beeinflussen, was zu solchen Symptomen führen kann.

  • Das Infektionsprofil wird durch Bluttests durchgeführt. Eine Blutprobe wird entnommen und auf die Anwesenheit der genannten Pathogene getestet. Dies kann durch verschiedene Methoden erfolgen, wie ELISA, IFT, ViraChip oder Western Blot.

  • Ein positives Ergebnis zeigt, dass eine Infektion mit einem oder mehreren der getesteten Pathogene vorliegt oder vorgelegen hat. Dies bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass die Infektion die Ursache der Depression oder Angststörung ist, sondern dass eine mögliche Verbindung besteht, die weiter untersucht werden sollte. Unsere langjährige Erfahrung zeigt allerdings auch, dass die Therapie der gefundenen Infektionen schon oft zur Heilung vieler Patienten mit psychischen Erkrankungen geführt hat oder einen wichtigen Beitrag im Verlauf bis zur Genesung leisten konnte.

  • Die Behandlung hängt von der Art des Pathogens ab. Sie kann Antibiotika, antivirale Medikamente, Antimykotika oder antiparasitäre Medikamente umfassen. Die Behandlung sollte individuell angepasst werden und in Absprache mit einem Facharzt erfolgen.

  • Nicht unbedingt. Der Test kann besonders nützlich sein für Patienten, die auf herkömmliche Behandlungen nicht ansprechen oder bei denen es Hinweise auf chronische Infektionen gibt. Viele Patienten, bei denen die Ursache tatsächlich auf eine Infektion zurückzuführen war, berichten, dass sie schon im Vorfeld das Gefühl hatten, die Ursache Ihrer psychischen Erkrankung sei als "rein physiologisch" zu vermuten und nicht einer seelischen Beeinträchtigung zuzuschreiben. Man kann diese Beobachtungen jedoch auch nicht pauschalisieren. Die Entscheidung für den Test sollte individuell und in Absprache mit einem Arzt getroffen werden.

  • Die Durchführung des Infektionsprofils ist in der Regel sicher. Die Blutentnahme kann geringfügige Schmerzen oder Blutergüsse verursachen. Wie bei jedem medizinischen Test gibt es ein geringes Risiko für falsch-positive oder falsch-negative Ergebnisse.

  • Die Dauer bis zur Ergebnisverfügbarkeit liegt in der Regel zwischen 5-7 Werktagen.

  • Wenn das Infektionsprofil positiv ist, sollte ein Gespräch mit einem Facharzt erfolgen, um die Ergebnisse zu besprechen und einen Behandlungsplan zu erstellen. Weitere diagnostische Tests können notwendig sein, um die Infektion genauer zu charakterisieren und die beste Therapieoption zu bestimmen.

Weitere Informationen zu Infektionen und Depressionen

Zusammenhänge

Zahlreiche Studien deuten darauf hin, dass chronische Infektionen, die den Körper über einen längeren Zeitraum belasten, das Immunsystem überstimulieren können. Diese Überaktivierung kann zu einer vermehrten Freisetzung von entzündungsfördernden Molekülen, sogenannten Zytokinen, führen. Diese Zytokine können das Gehirn und das zentrale Nervensystem beeinflussen und eine Entzündungsreaktion im Gehirn, bekannt als neuroinflammatorische Reaktion, hervorrufen.

Eine solche neuroinflammatorische Reaktion kann die Gehirnfunktion beeinträchtigen und möglicherweise die Entstehung von Depressionen fördern. Auch die Neurotransmitter-Signalwege, die für die Regulierung von Stimmung und Verhalten verantwortlich sind, können durch entzündliche Prozesse gestört werden, was ebenfalls zu Depressionen führen könnte .

Es ist wichtig zu berücksichtigen, dass chronische Infektionen häufig mit weiteren gesundheitlichen Problemen wie Schlafstörungen, Schmerzen, Erschöpfung und anderen körperlichen Beschwerden einhergehen. Diese Probleme können ebenfalls zur Entwicklung von Depressionen beitragen .

Diagnostik

Die Diagnose chronischer Infektionen erfordert oft spezialisierte Labortests, da diese nicht immer leicht zu erkennen sind. Eine genaue Diagnose ist jedoch entscheidend, um eine passende Behandlung zu ermöglichen. Die Therapie chronischer Infektionen kann Antibiotika, antivirale Medikamente und andere Therapien umfassen, die darauf abzielen, die Infektionen zu bekämpfen und die Entzündung im Körper zu reduzieren .

Es ist wichtig zu verstehen, dass chronische Infektionen ein komplexes Thema sind und die Zusammenhänge zwischen Infektionen und Depressionen noch nicht vollständig erforscht sind. Eine multidisziplinäre Herangehensweise, bei der Fachleute aus der Infektiologie und der Psychiatrie zusammenarbeiten, ist wesentlich, um eine präzise Diagnose und Behandlung von chronischen Infektionen und psychischen Erkrankungen zu gewährleisten .

Informationen zu getesteten Erregern

Bartonellen

Bartonella henselae und Bartonella quintana sind zwei Bakterienarten aus der Gattung Bartonella, die beim Menschen Infektionen auslösen können.

Bartonella henselae ist der Hauptverursacher der Katzenkratzkrankheit (Cat Scratch Disease, CSD), die meist durch Kratzer oder Bisse von infizierten Katzen übertragen wird. Symptome einer CSD-Infektion können Fieber, Müdigkeit, geschwollene Lymphknoten und gelegentlich Hautveränderungen wie Papeln oder Pusteln an der Kratzstelle umfassen. In seltenen Fällen kann eine Infektion mit B. henselae zu schwerwiegenden Komplikationen wie Neuroretinitis oder Endokarditis führen.

Bartonella quintana ist der Erreger des Schützengrabenfiebers (Trench Fever), auch bekannt als Fünf-Tage-Fieber. Diese Krankheit wird hauptsächlich durch menschliche Läuse übertragen und war während des Ersten Weltkriegs unter Soldaten in den Schützengräben weit verbreitet. Die Symptome des Schützengrabenfiebers umfassen Fieber, Kopfschmerzen, Schüttelfrost, Knochenschmerzen und gelegentlich Hautausschläge. B. quintana kann auch schwerwiegende Erkrankungen wie Endokarditis und chronische bakterielle Infektionen verursachen.

In einer Studie wurden drei Patienten untersucht, die plötzlich Persönlichkeitsveränderungen, Unruhe, Depressionen und Panikattacken in einer ambulanten klinischen Umgebung entwickelten. Ziel der Untersuchung war es, mögliche Zusammenhänge zwischen Bartonella-Infektionen und psychiatrischen Störungen zu identifizieren.

Die Patienten wurden auf Anzeichen einer Bartonella-Infektion getestet und ihre medizinische sowie psychiatrische Behandlung wurde dokumentiert, bis eine signifikante Besserung der Symptome und Heilung der vermuteten Bartonella-Infektion eintrat.

Die Ergebnisse zeigten, dass die Patienten höhere Dosen von Antidepressiva, Benzodiazepinen oder Antipsychotika benötigten, um normal zu funktionieren. Nach der antibiotischen Behandlung konnten diese Dosen reduziert werden, da die Symptome der Bartonella-Infektion nachließen. Alle Patienten zeigten nach der Behandlung eine deutliche Verbesserung und kehrten zu ihrem früheren Gesundheitszustand zurück.

Die Studie deutet darauf hin, dass bei Patienten mit Bartonella-Infektionen eine Vielzahl von psychischen Symptomen auftreten kann und betont die Notwendigkeit weiterer Untersuchungen, um die Zusammenhänge zwischen Bartonella-Infektionen und psychiatrischen Störungen besser zu verstehen.

Babesien

Babesien sind eine Gruppe von parasitären Einzellern, die hauptsächlich in Zecken vorkommen und sowohl Menschen als auch Tiere infizieren können. Die Erkrankung, die durch Babesien hervorgerufen wird, nennt sich Babesiose. Diese Parasiten dringen in die roten Blutkörperchen ein und vermehren sich dort, was zu einer Zerstörung der Zellen und folglich zu einer Anämie führen kann. Die am häufigsten beim Menschen vorkommenden Babesienarten sind Babesia microti und Babesia divergens.

Die Symptome der Babesiose können von mild bis schwerwiegend variieren. In einigen Fällen kann die Infektion sogar asymptomatisch verlaufen. Zu den häufigsten Symptomen gehören Fieber, Schüttelfrost, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen und Schwäche. In schweren Fällen kann die Infektion jedoch zu ernsthaften Komplikationen wie Nierenversagen, Lungenproblemen oder einem abnorm niedrigen Blutdruck führen. Personen mit geschwächtem Immunsystem, ohne Milz oder mit anderen Vorerkrankungen sind besonders anfällig für schwere Formen der Babesiose.

Die Diagnose einer Babesiose kann schwierig sein, da die Symptome oft unspezifisch sind und sich mit denen anderer durch Zecken übertragener Krankheiten wie der Lyme-Borreliose oder Anaplasmose überschneiden.

Eine Studie verglich die medizinische Literatur über die Symptome von durch Zecken übertragenen Krankheiten (TBDs) mit offiziellen Gesundheitsberichten und Umfrageantworten von Patienten, die eine TBD-Diagnose erhielten. Dabei wurde festgestellt, dass es eine Diskrepanz zwischen den von Gesundheitsbehörden anerkannten Symptomen und den in der medizinischen Literatur und von Patienten berichteten Symptomen gibt.

Es wurde hervorgehoben, dass bei Patienten mit einer TBD-Diagnose häufig Angstzustände, Depressionen, Panikattacken, Halluzinationen, Wahnvorstellungen und Schmerzen (von Kopfschmerzen bis hin zu Nackensteifheit und Arthritis) auftreten. Die Studie unterstreicht die Notwendigkeit einer verbesserten Herangehensweise bei der Diagnose von TBDs und einer besseren Kommunikation seitens der Gesundheitsbehörden über das breite Spektrum der damit verbundenen Symptome.

Borna-Virus

Das Borna-Virus (BDV-1) ist ein neurotropes Virus, das das zentrale Nervensystem (ZNS) infiziert und bei verschiedenen Tierarten, insbesondere Pferden und Schafen, die tödliche Borna-Krankheit verursacht. Lange Zeit war die Bedeutung des Borna-Virus als humanpathogenes Virus umstritten. Kürzlich aufgetretene Fälle von Enzephalitis beim Menschen haben jedoch gezeigt, dass BDV-1-Infektionen sogar tödlich verlaufen können.

Eine Studie weist darauf hin, dass das Borna-Virus auch mit psychischen Störungen wie schwerer Depression und bipolarer Störung in Verbindung gebracht werden kann. Die antivirale und antidepressive Wirkung von Amantadin bei der Behandlung von Patienten mit Borna-Virus-Infektionen eröffnet neue Perspektiven für die psychische Gesundheitsversorgung und unterstreicht die Notwendigkeit, das Verständnis der Rolle von Viren bei psychischen Erkrankungen zu vertiefen.

In der Studie wurden die antidepressiven und antiviralen Wirkungen von Amantadin bei der Behandlung von Patienten mit Depressionen untersucht, die mit dem Borna-Virus (BDV-1) infiziert waren. Die Ergebnisse zeigten, dass 81,3 % der Patienten in der Amantadin-Gruppe eine signifikante Reduktion der Depressionssymptome erlebten, verglichen mit 35,3 % in der Placebo-Gruppe. Zudem reduzierte Amantadin suizidales Verhalten und wurde gut vertragen.

Diese Befunde unterstützen die Hypothese, dass eine Verbindung zwischen Borna-Virus-Infektionen und Depressionen besteht. Sie bieten auch eine mögliche neue, kostengünstige Therapieoption für depressive Patienten, die mit dem Borna-Virus infiziert sind, und adressieren somit globale Bedürfnisse im Bereich der psychischen Gesundheitsversorgung.

Borrelia burgdorferi ss, Borrelia afzelii, Borrelia garinii

Die Lyme-Borreliose, auch bekannt als Lyme-Krankheit, ist eine Infektionskrankheit, die durch Bakterien der Gattung Borrelia verursacht wird. Die häufigsten Erreger der Lyme-Borreliose sind Borrelia burgdorferi, Borrelia afzelii und Borrelia garinii. Diese Krankheit ist die am weitesten verbreitete durch Zecken übertragene Erkrankung in Nordamerika und Europa.

Die Borrelien werden auf den Menschen übertragen, wenn infizierte Zecken der Gattung Ixodes beißen und sich am Wirt festsaugen. In den meisten Fällen müssen die Zecken mindestens 24 Stunden an der Haut haften, um die Borrelien erfolgreich zu übertragen.

Die Lyme-Borreliose verläuft in mehreren Stadien und zeigt eine Vielzahl von Symptomen. Im frühen Stadium treten grippeähnliche Symptome wie Fieber, Müdigkeit, Kopfschmerzen und Muskelschmerzen auf. Häufig bildet sich auch ein charakteristischer ringförmiger Hautausschlag um die Stichstelle, die sogenannte Wanderröte (Erythema migrans). Wenn die Infektion nicht rechtzeitig erkannt und behandelt wird, kann sie in das zweite und dritte Stadium übergehen, bei dem weitere Organsysteme betroffen sein können, wie das Nervensystem, das Herz und die Gelenke.

Es gibt viele Studien, die einen Zusammenhang zwischen einer chronischen Borreliose und psychischen Symptomen belegen.
Ziel der hier vorgestellten Studie war es, das Risiko von psychischen Störungen nach Lyme-Borreliose zu untersuchen, da die Krankheit möglicherweise ein erhöhtes Risiko für psychische Störungen birgt. Frühere Studien hatten jedoch methodische Einschränkungen, wie kleine Stichprobengrößen. Die Autoren nutzten ein landesweites, retrospektives Kohortenstudien-Design in Dänemark von 1994 bis 2016 (N=6.945.837) und untersuchten das Risiko von psychischen Störungen und suizidalen Verhaltensweisen bei allen Personen, bei denen Lyme-Borreliose in stationären und ambulanten Krankenhauskontakten diagnostiziert wurde (N=12.156).

Die Ergebnisse zeigten, dass Personen mit Lyme-Borreliose höhere Raten von psychischen Störungen, affektiven Störungen, Suizidversuchen und Suizidtoden aufwiesen als Personen ohne die Krankheit. Das 6-monatige Intervall nach der Diagnose war mit der höchsten Rate von psychischen Störungen verbunden, und die ersten 3 Jahre nach der Diagnose waren mit der höchsten Suizidrate verbunden. Mehr als eine Episode von Lyme-Borreliose war mit erhöhten Inzidenzraten für psychische Störungen, affektive Störungen und Suizidversuche, jedoch nicht für Suizidtode, verbunden.

Die Studie schlussfolgert, dass Personen, bei denen Lyme-Borreliose im Krankenhaus diagnostiziert wurde, ein erhöhtes Risiko für psychische Störungen, affektive Störungen, Suizidversuche und Suizid haben. Obwohl das absolute Bevölkerungsrisiko gering ist, sollten Ärzte sich der möglichen psychiatrischen Folgen dieser globalen Krankheit bewusst sein.

Epstein-Barr-Virus

Das Epstein-Barr-Virus (EBV) gehört zur Familie der Herpesviren und ist der Hauptverursacher von infektiöser Mononukleose, auch bekannt als Drüsenfieber. EBV infiziert meist Menschen im Kindes- oder Jugendalter, kann aber auch Erwachsene betreffen. Die meisten Infektionen verlaufen asymptomatisch oder mit milden Symptomen, während schwere Fälle manchmal eine Krankenhausbehandlung erfordern.

Eine Studie von iPSYCH zeigte, dass Patienten, die aufgrund von Drüsenfieber ins Krankenhaus eingewiesen wurden, ein 40% höheres relatives Risiko für die Entwicklung von Depressionen hatten, das bis zu vier Jahre nach der Infektion anhielt. Bei einer von 35 Personen mit Mononukleose trat innerhalb der Nachbeobachtungszeit der Studie eine behandlungsbedürftige Depression auf.

Es gibt mehrere Theorien, die den Zusammenhang zwischen EBV und Depressionen erklären könnten. Eine Möglichkeit ist, dass das Virus das Immunsystem beeinflusst und zu einer erhöhten Entzündungsreaktion im Körper führt. Entzündungen werden mit der Entstehung von Depressionen in Verbindung gebracht. Eine andere Theorie besagt, dass EBV direkt das zentrale Nervensystem beeinflusst und so zu einer gesteigerten Anfälligkeit für psychische Erkrankungen führt.

EBV ist sehr verbreitet, und es wird geschätzt, dass mehr als 90% der Weltbevölkerung im Laufe ihres Lebens mit dem Virus in Kontakt kommen. Nach der Erstinfektion bleibt das Virus lebenslang im Körper und kann in einigen Fällen reaktiviert werden, insbesondere bei einem geschwächten Immunsystem. Es ist wichtig, die Symptome von EBV-Infektionen wie Müdigkeit, Fieber, Halsschmerzen und geschwollene Lymphknoten am Hals zu erkennen und bei Bedarf ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Eine frühzeitige Erkennung und Behandlung von EBV-Infektionen sowie die anschließende Überwachung von Depressionssymptomen können dazu beitragen, das Risiko von behandlungsbedürftigen Depressionen zu reduzieren.

Coxsackie-Virus

Das Coxsackie-Virus ist ein RNA-Virus und gehört zur Familie der Picornaviren. Es gibt zwei Haupttypen von Coxsackie-Viren: Typ A und Typ B. Beide Typen können eine Vielzahl von Krankheiten verursachen, darunter die Hand-Fuß-Mund-Krankheit, Herpangina, Myokarditis, Pleurodynie, Enzephalitis und Meningitis.

Coxsackie-Viren werden durch direkten Kontakt mit infizierten Personen, Körperflüssigkeiten oder kontaminierten Gegenständen übertragen. Die Symptome variieren je nach Art des Coxsackie-Virus, das die Infektion verursacht. Typische Symptome sind Fieber, Halsschmerzen, Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Hautausschlag.

Das Postvirale Erschöpfungssyndrom (PFS) tritt sowohl epidemisch als auch sporadisch auf und geht mit Symptomen wie Müdigkeit, Muskelschmerzen (Myalgie), Nachtschweiß, atypischer Depression und übermäßigem Schlaf einher. Auch Gleichgewichtsstörungen und das Reizdarmsyndrom sind häufige Symptome. Enterovirale Genomsequenzen wurden in Muskelbiopsien von PFS-Patienten mithilfe von spezifischen Oligonukleotid-Primern in der Polymerase-Kettenreaktion (PCR) nachgewiesen. Außerdem wurden ganze Viruspartikel in PCR-positivem Muskel mithilfe von Solid-Phase-Immunoelektronenmikroskopie nachgewiesen. Eine Zunahme der Anzahl und Größe von Muskelmitochondrien wurde bei 70 % der PFS-Fälle festgestellt, was auf eine Störung der Stoffwechselfunktion hinweist. Es wurde auch eine hypothalamische Dysfunktion beobachtet, insbesondere im Zusammenhang mit dem 5-Hydroxytryptamin-Stoffwechsel.

Ein Modell von PFS, das auf einer anhaltenden enteroviralen Infektion bei Labormäusen basiert, zeigte entzündliche Läsionen in Muskeln, die sich jedoch wieder auflösten. Dabei kam es jedoch zu einer starken Zunahme der Produktion bestimmter Zytokine im Gehirn. Dieses Modell könnte dazu beitragen, die Pathogenese von PFS zu erklären. Eine Infektion mit Coxsackie-Viren, einer Untergruppe von Enteroviren, wurde auch mit Depressionen in Verbindung gebracht.

Cytomegalie-Virus

Das Cytomegalovirus (CMV) ist ein weit verbreitetes Virus aus der Familie der Herpesviren, das bei den meisten Menschen keine Symptome verursacht. Bei Personen mit geschwächtem Immunsystem, wie HIV-Infizierten oder Transplantationspatienten, kann CMV jedoch schwere Erkrankungen hervorrufen. Das Virus wird durch Körperflüssigkeiten wie Speichel, Urin und Blut übertragen und kann auch von der Mutter auf das ungeborene Kind übertragen werden, was zu angeborenen Infektionen führen kann. Bei älteren Erwachsenen ist eine CMV-Infektion mit einem erhöhten Risiko für Herzerkrankungen, kognitive Beeinträchtigungen und eine schlechtere Immunfunktion verbunden.

Eine Studie untersuchte, ob ältere Erwachsene, die mit dem Cytomegalovirus infiziert sind, ein höheres Risiko für Depressionen oder Angstzustände haben. CMV ist in der Bevölkerung weit verbreitet und kann zu einer erhöhten Konzentration bestimmter Proteine führen, die mit der Stimmung in Verbindung stehen. Für die Studie wurden Blutproben von 137 Personen analysiert, von denen 66 % das Virus hatten. Es stellte sich heraus, dass Personen mit höherer Viruslast eher depressiv, ängstlich und insgesamt anfälliger für psychische Erkrankungen waren. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass bestimmte Proteine, die vom Immunsystem als Reaktion auf die Virusinfektion freigesetzt werden, diese Assoziation beeinflussen könnten.

Humanes Herpesvirus 6

Das humane Herpesvirus 6 (HHV-6) ist ein weit verbreitetes Virus aus der Familie der Herpesviren. Es gibt zwei Arten von HHV-6: HHV-6A und HHV-6B. HHV-6B verursacht typischerweise im Kindesalter das bekannte Dreitagefieber. HHV-6A wird mit verschiedenen Erkrankungen in Verbindung gebracht, darunter Enzephalitis, chronisches Erschöpfungssyndrom und Multiple Sklerose. HHV-6 kann im Körper latent bleiben und unter bestimmten Umständen, wie bei einer geschwächten Immunität, reaktiviert werden.

Forscher der Universität Würzburg haben herausgefunden, dass psychische Erkrankungen wie Depressionen und bipolare Störungen mit einer erhöhten Infektionsrate der Herpes-Viren HHV-6A und HHV-6B einhergehen. In Gehirnproben von Patienten mit Depressionen und bipolarer Störung fanden die Forscher eine aktive Entzündungsreaktion der Purkinje-Zellen aufgrund einer Infektion mit diesen Herpes-Viren. Purkinje-Zellen spielen eine wichtige Rolle bei der Regulation von Gefühlen, Wahrnehmungen, Gedächtnis und Sprache. Das Virus bleibt ein Leben lang im Körper und kann nach mehreren Jahren wieder aktiv werden. Eine weitere Studie ergab zudem einen Zusammenhang zwischen Alzheimer und Herpes-Viren.

Diese Erkenntnisse unterstreichen die Bedeutung weiterer Forschung, um die genauen Mechanismen zu verstehen, durch die HHV-6 psychische Erkrankungen beeinflusst, und um mögliche therapeutische Ansätze zu entwickeln.

Toxoplasma gondii

Toxoplasma gondii ist ein einzelliger Parasit, der weltweit verbreitet ist und sowohl Menschen als auch Tiere infizieren kann. Besonders bekannt ist der Parasit für seine Auswirkungen auf schwangere Frauen und das ungeborene Kind, da eine Erstinfektion während der Schwangerschaft zu schweren Komplikationen führen kann. Bei gesunden Menschen führt eine Infektion mit Toxoplasma gondii oft zu keiner oder nur leichten Symptomen. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass der Parasit auch mit psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Angstzuständen und bipolarer Störung in Verbindung gebracht werden kann. Man vermutet, dass Toxoplasma gondii das Gehirn beeinflusst und eine chronische Entzündungsreaktion auslöst, die zur Entwicklung von psychischen Erkrankungen beitragen kann.

In einer Studie wurde untersucht, ob eine latente Toxoplasmose, verursacht durch Toxoplasma gondii, mit Depressionen und Suizidgedanken zusammenhängt. Dazu wurden 384 Personen mit Depressionen und 400 gesunde Kontrollpersonen auf latente Toxoplasmose getestet. Es wurde festgestellt, dass Personen mit positiven IgG-Antikörpern gegen T. gondii ein höheres Risiko hatten, depressiv zu sein, als Personen mit negativen Antikörpern. Die Depressiven mit positiven Antikörpern hatten auch ein höheres Risiko für Suizidversuche. Die Forscher schlagen vor, dass das Screening und die Behandlung latenter Toxoplasmose helfen könnten, Depressionen zu verbessern und die Suizidraten zu senken.

Diese Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit weiterer Forschung, um die genauen Mechanismen zu verstehen, durch die Toxoplasma gondii psychische Erkrankungen beeinflusst, und um mögliche therapeutische Ansätze zu entwickeln.

Quellen:

  1. Artikel: "Do bartonella infections cause agitation, panic disorder, and treatment-resistant depression?" PubMed; James L Schaller, Glenn A Burkland, P J Langhoff

  2. Artikel: "Neurological Pain, Psychological Symptoms, and Diagnostic Struggles among Patients with Tick-Borne Diseases" NCBI; Sarah P. Maxwell, Chris Brooks, Connie L. McNeely, Kevin C. Thomas

  3. Artikel: "Antiviral treatment perspective against Borna disease virus 1 infection in major depression: a double-blind placebo-controlled randomized clinical trial" PubMed; Detlef E Dietrich, Liv Bode, Carsten W Spannhuth, Hartmut Hecker, Hanns Ludwig, Hinderk M Emrich

  4. Artikel: "Lyme Borreliosis and Associations With Mental Disorders and Suicidal Behavior: A Nationwide Danish Cohort Study" PubMed; Brian A Fallon, Trine Madsen, Annette Erlangsen, Michael E Benros

  5. Mitteilung der Kommission „Methoden und Qualitätssicherung in der Umweltmedizin“ des Robert Koch-Instituts RKI; Bundesgesundheitsbl - Gesundheitsforsch - Gesundheitsschutz 2004 · 47:587–600

  6. Artikel: “Cytomegalovirus is associated with depression and anxiety in older adults” PubMed; Anna C Phillips, Douglas Carroll, Naeem Khan, Paul Moss

  7. Artikel: “Latent Toxoplasmosis is Associated with Depression and Suicidal Behavior” PubMed; Ahmed M Kamal, Amany M Kamal, Aliaa S Abd El-Fatah, Mina M Rizk, Eptesam E Hassan

  8. Artikel: “Lösen Herpes-Viren Depressionen aus?” Gesundheitsstadt Berlin